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Pflege zu Hause oder im Pflegeheim?

Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten

Viele Familien stehen irgendwann vor der Frage, ob Angehörige zu Hause gepflegt werden sollen oder in ein Pflegeheim umziehen müssen. Beide Optionen können Vor- und Nachteile für die ganze Familie haben. Die Frage “Pflege zu Hause oder im Pflegeheim” hat neben individuellen Bedürfnissen auch strukturelle und finanzielle Komponenten. In diesem Artikel geben wir einen Überblick, der helfen soll, die für Sie beste Entscheidung zu treffen.

Strukturelle Komponente: Pflegeentwicklung in der Schweiz

Mit dem demografischen Wandel und der steigenden Lebenserwartung werden auch in der Schweiz zunehmend mehr Menschen pflegebedürftig. Einige Zahlen:

  • Mit den Babyboomern wächst die Altersklasse 65+ gemäss OBSAN (Schweizerisches Gesundheitsobservatorium) bis 2040 um ca. 50% und die Altersklasse 80+ um 88% (mittleres Wachstumsszenario).
  • Die Alters- und Langzeitpflegestrukturen stehen so vor neuen Herausforderungen: Gemäss OBSAN steigt der Bedarf Alters- und Langzeitpflege im gleichen Zeitraum um rund die Hälfte (+56%) an.
  • Das Observatorium prognostiziert entsprechend, dass es jährlich über 2’500 neue Pflegeheimplätze bräuchte, um den Bedarf von 2040 decken zu können.
  • Parallel dazu steigt auch die Nachfrage nach häuslicher Pflege stetig an: Gemäss Bundesamt für Statistik haben im Jahr 2022 5% der Wohnbevölkerung Pflege zu Hause in Anspruch genommen. Dazu kommen die fast 600’000 Personen, die ihre Liebsten zu Hause unentgeltlich pflegen. Nicht nur der Anstieg der Pflegebedürftigkeit, sondern auch die Bedürfnisse der zu gepflegten Personen sind dafür verantwortlich: Immer mehr Personen möchten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben.

Da stellt sich natürlich die Frage: Haben wir genügend Kapazität in den Pflegeheimen, haben wir genügend Pflegepersonal? Inwiefern können Angehörige die Grundpflege ihrer Liebsten vielleicht selbst übernehmen?

Finanzielle Komponente: zu Hause vs. Pflegeheim

Die Pflegeleistungen werden in der Schweiz unterschiedlich abgerechnet, wenn Sie im Pflegeheim oder zu Hause erbracht werden. Dies führt auch zu unterschiedlichen Kostenbelastung für jeden und jede persönlich:

Ambulante Pflege zu Hause Stationäre Pflege
Wer bezahlt die Pflegeleistungen? Krankenversicherung (OKP)
  • A-Leistungen (u.a. Bedarfsabklärung): CHF 76.90
  • B-Leistungen (Behandlungspflege): CHF 63.00
  • C-Leistungen (Grundpflege): CHF 52.60

Klient*in: Krankenkassen Prämien, Franchise & Selbstbehalt; Patientenbeteiligung je nach Wohnort 
(max. CHF 15.35)


Öffentliche Hand: Restfinanzierung der Kantone & Gemeinden (rund CHF 23-36/h (im Schnitt: CHF 30/h))
Krankenversicherung (OKP), bezahlt pro 20 Minuten Pflegezeit je CHF 9.60, max. CHF 115.20/Pflegetag (Pflegestufen 1-12)

Klient*innen: Kantonal geregelt, allerdings max. 20% des höchsten Beitrags der OKP (d.h. max. CHF 23 (=20% der Pflegestufe 12) + Krankenkassen Franchise & Selbstbehalt

Öffentliche Hand: Kantone und Gemeinden bezahlen den Rest, der nicht durch Krankenversicherung oder Klient*innen bezahlt wird.
Wer erbringt die Pflegeleistungen? Bei der Pflege zu Hause können die Leistungen einerseits von einer ausgebildeten Pflegefachperson (öffentlich rechtliche Spitex, private Spitex etc.) erbracht werden, andererseits darf die Grundpflege auch von Angehörigen oder nahestehenden Personen erbracht und abgerechnet werden. Voraussetzung ist die Anstellung bei einer Spitexorganisation. Carela berät Sie hier jederzeit. Die Pflege- und Betreuungsleistungen werden vom Fachpersonal im Heim geleistet.
Welche zusätzlichen Leistungen können dazukommen und wer bezahlt diese?
  • Haushaltsführung und Hilfe

Es gibt Zusatzversicherungen, die diese Leistungen teilweise übernehmen. Ausserdem kann der Bedarf einer Hilflosenentschädigung geprüft werden. Reichen die eigenen Einkünfte und das Vermögen nicht aus, gibt es die Möglichkeit von Ergänzungsleistungen, kantonalen Beihilfen und Gemeindezuschüssen.
  • Betreuung
  • Hauswirtschaftliche Leistungen
  • Pension im Pflegeheim

Diese Kosten gehen zu Lasten der Klient*innen mit Unterstützung von Ergänzungsleistungen und/oder Hilflosenentschädigung. In der Schweiz können nur rund 40% der pflegebedürftigen Personen die Betreuungs- und Pensionskosten aus eigener Kraft finanzieren. 60% benötigen Ergänzungsleistungen.

Individuelle Komponente: Vor- und Nachteile von häuslicher Pflege vs. Pflegeheimen

Bei der Entscheidung zwischen häuslicher Pflege und Pflegeheimen ist es wichtig, die spezifischen Vor- und Nachteile jeder Option zu berücksichtigen. Zum Beispiel:

Häusliche Pflege Pflegeheime
Umfeld Man hat den Komfort der vertrauten häuslichen Umgebung. Neue, ungewohnte Umgebung, die Anpassung erfordern kann.
Soziale Interaktion Risiko der sozialen Isolation aufgrund begrenzter Interaktion mit anderen Personen (gerade bei alleinstehenden Personen). Verbesserte soziale Interaktion durch gemeinsames Wohnen und organisierte Aktivitäten.
Kosten Kann kostengünstiger sein, da nur die Pflege, nicht aber die Hotellerie und Betreuung bezahlt werden muss. Höhere Gesamtkosten, einschliesslich Unterkunft, Verpflegung und zusätzlichen Dienstleistungen.
Verfügbarkeit der Pflege Individuelle und flexible Pflegeplanung - insbesondere wenn Angehörige die Grundpflege übernehmen. Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege.
Gesundheit und Sicherheit Erfordert teils Anpassungen zu Hause, sowie spezielle Einrichtungen für die Sicherheit. Carela berät hier gerne. Entwickelt für Sicherheit und Barrierefreiheit, mit medizinischem Personal vor Ort.
Familienbeteiligung Grössere Beteiligung der Familienmitglieder an den Pflegeroutinen und stärkerer Zusammenhalt. Weniger Belastung, aber auch weniger Nähe zu Familienmitgliedern.
Spezialisierte Dienstleistungen Individuelle Unterstützung, wo es diese braucht. Umfassende medizinische und spezialisierte Pflege vor Ort verfügbar.

Entscheidungstipps: Häusliche Pflege vs. Pflegeheime

Was ist nun die beste Lösung für Ihre Liebsten? Folgende Tipps können bei der Entscheidung helfen:

Pflegebedarf und Kosten bewerten:

  • Bewerten Sie die spezifischen Pflegeanforderungen Ihrer Angehörigen. Benötigen sie Unterstützung bei der Grundpflege und/oder oder spezialisierte medizinische Pflege?
  • Erstellen Sie ein Budget, das alle potenziellen Ausgaben sowohl für häusliche Pflege als auch Pflegeheime umfasst. Berücksichtigen Sie direkte Pflegekosten sowie zusätzliche Kosten wie Anpassungen zu Hause oder spezialisierte Einrichtung.
  • Prüfen Sie Ihre Versicherungspolicen nach vergüteten Leistungen und allfällige Ansprüche an Sozialversicherungen (IV, Hilflosenentschädigung, Ergänzungsleistungen etc.)

Lebensqualität berücksichtigen:

  • Denken Sie an das emotionale Wohlbefinden und die sozialen Bedürfnisse Ihrer Angehörigen. Würden sie von der vertrauten häuslichen Umgebung profitieren, oder wären die sozialen Interaktionen und die strukturierte Umgebung eines Pflegeheims sinnvoll?

Beziehen Sie die betroffene Person mit ein:

  • Wann immer möglich, beziehen Sie Ihre Liebsten in den Entscheidungsprozess mit ein. Ihre Vorlieben und ihr Komfort sollten im Zentrum stehen.
  • Besprechen Sie die Vor- und Nachteile jeder Option mit ihnen, um sicherzustellen, dass sie sich gehört und wertgeschätzt fühlen.

Holen Sie sich professionelle Hilfe:

  • Als Spitexorganisation mit Fokus auf Angehörigenpflege beraten wir bei Carela Sie gerne in Ihrer individuellen Situation. Wir besprechen die verschiedenen Möglichkeiten mit Ihnen und zeigen, wie ein Mix aus professioneller und informeller Hilfe gewinnbringend sein kann.

Es gibt kein “richtig” oder “falsch”

Die Entscheidung zwischen häuslicher Pflege und Pflegeheimen erfordert eine gründliche Bewertung der Kosten, der Pflegequalität und der persönlichen Vorlieben. Beide Optionen bieten unterschiedliche Vorteile und Herausforderungen. Häusliche Pflege bietet den Vorteil einer vertrauten Umgebung und potenziell niedrigere Kosten, kann jedoch soziale Isolation mit sich bringen. Pflegeheime hingegen bieten umfassende Pflege und soziale Interaktion, kommen jedoch mit höheren Gesamtkosten und der Notwendigkeit, sich an eine neue Wohnumgebung anzupassen.

Um diese komplexen Entscheidungen zu bewältigen und sicherzustellen, dass Sie die beste Wahl treffen, ziehen Sie in Erwägung, sich an Carela zu wenden. Unser Team ist darauf spezialisiert, persönliche Beratung und Unterstützung zu bieten, damit Sie Ihre Optionen kennen und die beste Wahl für sich finden. Kontaktieren Sie uns, um zu erfahren, wie wir Ihnen helfen können, die richtige Pflegelösung für die Bedürfnisse Ihrer Familie zu finden.

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