Pflege von Krebspatienten zu Hause: Was Angehörige wissen sollten

Die Diagnose Krebs trifft nicht nur die erkrankte Person, sondern erschüttert auch das Leben der Angehörigen. Viele entscheiden sich dafür, nahestehende Familienmitglieder mit Krebs zu Hause zu pflegen – aus Liebe, Verantwortung oder weil es dem Wunsch der betroffenen Person entspricht. Doch gerade diese Pflege durch Angehörige ist emotional fordernd, körperlich anstrengend und oft auch organisatorisch komplex. Carela unterstützt pflegende Angehörige mit fachlicher Beratung, finanzieller Hilfe und emotionaler Begleitung. Katja Sütterlin, diplomierte Pflegefachfrau HF bei Carela, erklärt, worauf es bei der Pflege von Personen mit Krebs zu Hause ankommt und wie Angehörige trotz Belastung Kraft schöpfen können.

Krebspatienten zu Hause pflegen: Fatigue und Grundpflege fordern Angehörige

«Ein häufiger Grund, weshalb Krebspatienten im Alltag Unterstützung benötigen, ist die in der Fachsprache sogenannte Fatigue – eine tiefe, andauernde Erschöpfung, die selbst nach viel Schlaf nicht besser wird. Sie tritt oft nach Chemotherapie oder Bestrahlung auf und schränkt die Selbstständigkeit stark ein», erklärt Katja. Im fortgeschrittenen Stadium können sich Betroffene manchmal nicht mehr allein waschen, anziehen oder essen. In dieser Phase übernehmen Angehörige neben Betreuungsleistungen zunehmend Grundpflegeleistungen wie:

  • Unterstützung beim Waschen, der Hygiene, beim Anziehe & Toilettengang
  • Hilfe beim Essen und Trinken
  • Begleitung bei der Mobilität (Sturzgefahr!)

Diese Form der Pflege erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch Geduld, Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit – vor allem, wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert.

Pflegende Angehörige: Zwischen Nähe, Verantwortung und Überlastung

Die Rolle als pflegende Angehörige ist geprägt von einer intensiven Doppelbelastung: Man ist Familienmitglied, emotionale Stütze und gleichzeitig Pflegeperson. Diese Nähe kann ein Vorteil sein, da sie von tiefem Vertrauen geprägt ist. Gleichzeitig führt sie aber auch schnell zur Erschöpfung. Denn das eigene Leben wird oft zurückgestellt. Katja hat dies während ihrer Tätigkeit als Pflegefachperson oft beobachtet: «Viele Angehörige unterschätzen dabei, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten. Pausen, Gespräche mit anderen Betroffenen oder die Unterstützung durch Organisationen wie Carela sind essenziell, um langfristig durchzuhalten».

Katja möchte an dieser Stelle pflegenden Angehörigen von Personen mit Krebs drei Tipps für die Grundpflege mit auf den Weg geben:
Erstens, «Sich viel Zeit für die Körperpflege nehmen»
Zweitens, «Körperpflege ist zwar wichtig, soll jedoch nur dann ausgeführt werden, wenn es die Patienten nicht zu sehr anstrengt»
Und drittens, «Bei der Körperpflege geht es auch um Berührungen und nicht ausschliesslich um die Hygiene»

Grafische Darstellung des Balanceakts pflegender Angehöriger zwischen Verantwortung und Beziehung

Wie viel Pflege braucht eine Person mit Krebs?

Gerade in der Betreuung von Krebspatientinnen und -patienten verändert sich der Pflegebedarf oft schrittweise – abhängig vom Krankheitsverlauf, der Behandlung und der psychischen Verfassung. Das Schweizer Pflegestufenmodell hilft, den individuellen Bedarf systematisch einzuschätzen und die nötige Unterstützung gezielt zu planen und zu beantragen. Eine systematische Einstufung kann bei der Entscheidung helfen, ob ambulante oder stationäre Pflege finanziell sinnvoller ist. Carela beratet pflegende Angehörige unabhängig von der Pflegestufe und bietet bei Bedarf eine Anstellung, um diese finanziell, fachlich und emotional zu unterstützen.

Grafik zeigt Pflegestufen bei Personen mit Krebs

Palliative Pflege zu Hause: Würde und Lebensqualität bis zuletzt

Wenn keine Aussicht auf Heilung mehr besteht, verändert sich der Fokus der Pflege: Es geht nicht mehr um Therapie, sondern darum, Leiden zu lindern und ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Gerade bei Krebserkrankungen ist die palliative Pflege ein zentrales Element – weil körperliche Beschwerden, emotionale Belastungen und existenzielle Fragen eng miteinander verwoben sind. Sie entlastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen. Ziel der palliativen Pflege bei Personen mit Krebs ist es, die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten – körperlich, seelisch und sozial.

In der palliativen Phase geht es nicht mehr um Heilung, sondern um:

  • Linderung von Schmerzen, Übelkeit oder Angst
  • Begleitung in emotional belastenden Situationen
  • Strukturierung des Alltags trotz abnehmender Kräfte

Auch hier sind Angehörige zentral – sowohl in der Pflege wie auch in der emotionalen Begleitung. Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Ärztinnen, Pflegefachpersonen und der Spitex ist dabei wichtig. Denn in einer Palliativsituation ist es zentral, dass auch die Angehörigen Abschied nehmen können. «Ein externer Seelsorger kann bei Bedarf dazugezogen werden», empfiehlt Katja. «Die Betreuung der Angehörigen ist sehr wichtig in diesem Prozess.»

Fazit: Angehörige sind unverzichtbar – verdienen aber selbst Unterstützung

Die Pflege von Krebspatienten und -patientinnen zu Hause ist eine zutiefst persönliche und oft fordernde Aufgabe. Sie verlangt viel Herz, Geduld und praktische Fähigkeiten. Umso wichtiger ist es, dass Angehörige nicht allein gelassen werden. Mit fachlicher Begleitung, gezielter Entlastung und finanzieller Unterstützung durch Carela sowie den beratenden und informativen Angebote der Krebsliga Schweiz kann eine stabile Pflegesituation geschaffen werden – in einem Umfeld, das Sicherheit, Nähe und Würde ermöglicht.

Sind Sie interessiert an Carela? Melden Sie sich bei uns