Pflege bei Hemiplegie: Lagerung, Therapie und weitere Hilfestellungen für pflegende Angehörige
Auswirkungen einer Hemiplegie
Hemiplegie kann verschiedene Konsequenzen für die Betroffenen haben: Von unsichtbaren kognitiven und sensorischen Einschränkungen bis zu sichtbaren Einflüssen in Gesicht und Sprache. «Beispiele dafür sind die Lähmung einer Gesichtshälfte, Taubheit oder Kribbeln von Teilen des Körpers, Sprachstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Bewegungsverlust oder -schwäche, «Neglect» (Nichtwahrnehmen der betroffenen Seite) und auch Schluckstörungen (Dysphagie)», erklärt Nadine. «Für die Angehörigen der Betroffenen bedeutet das, plötzlich Aufgaben zu übernehmen, für die sie nie ausgebildet wurden. Körperpflege, Mobilisation, Lagerung, Unterstützung bei Toilettengängen oder beim Essen – das alles ist für viele neu und oft überfordernd.»
Ein neuer Alltag für Pflegebedürftige und Pflegende zugleich
Die Tätigkeiten, die nun von Angehörigen übernommen werden müssen, ändern auch den Alltag. Bereits das Zähneputzen mit nur einer Hand, das Halten eines Glases oder das Zurechtrücken im Bett können zur Hürde für die Betroffenen werden. Nadine gibt pflegenden Angehörigen hier folgenden Hinweis: «Hilfsmittel wie Greifzangen, Anziehhilfen, rutschfeste Unterlagen z.B. im Badezimmer oder ergonomische Bestecke können den Alltag für Betroffene und Angehörige erleichtern. Ebenso rutschfeste Schuhe/Hausschuhe/Socken. Besonders wichtig ist es, die Angehörigen zu befähigen, möglichst früh auf eine aktivierende Lagerung zu achten (z.B. 30° Seitenlagerung, Bobath-Lagerung). Für den richtigen Einsatz dieser Lagerungstechniken beraten und unterstützen wir Pflegefachpersonen die Angehörigen, da falsche Lagerung zu Schmerzen führen und Spastik verstärken kann.»
Mobilisation, Bewegungsförderung und Lagerung
Bei der Lagerung ist besondere Vorsicht geboten: Druckstellen, Schmerzen oder Gelenkversteifungen lassen sich nur vermeiden, wenn die gelähmte Körperhälfte regelmässig und korrekt gelagert wird. Regelmässige Bewegung ist zudem notwendig, um Folgeprobleme wie Druckstellen, Gelenkversteifungen, Muskelschwund oder Lungenentzündungen zu vermeiden. Deshalb ist eine angepasste Grundpflege entscheidend – nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für das seelische Wohlbefinden der betroffenen Person.

Was besonders zählt: Therapie
Neben Mobilisation, Bewegungsförderung und Lagerung ist die Therapie ein zentrales Element im Leben mit Hemiplegie: Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie zielen darauf ab, verloren gegangene Fähigkeiten (teilweise) zurückzugewinnen oder zu kompensieren. Im besten Fall startet die Therapie bereits 24h nach dem Schlaganfall, wobei die Rehabilitation dabei im Vordergrund steht. Angehörige spielen auch hier eine Schlüsselrolle: Sie können Übungen in die Pflege und den Alltag integrieren, die Betroffenen motivieren und begleiten «Viele Betroffene sowie deren pflegende Angehörige machen sich Sorgen über die Fortschritte. Wie schnell diese Fortschritte passieren sollen und wie sie im Vergleich zu anderen dastehen, kann für die Betroffenen belastend sein», erzählt Nadine. «Nichtsdestotrotz ist es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und das, was möglich ist, als Erfolg zu sehen.»
Therapie legt den Grundbaustein, Geduld und Disziplin das Haus
«Manchmal mag man auch einfach nicht», weiss Nadine: «Möglichst viel Mobilität und Selbstständigkeit zu erlangen und bewahren, ist für die meisten Personen mit Hemiplegie besonders anstrengend. Die regelmässigen Wiederholungen der Therapieübungen können ermüdend sein. Statt mit der gelähmten Körperhälfte eine Bewegung langsam und mühsam auszuführen, wird man schnell dazu verleitet, stattdessen die gesunde Seite zu verwenden.» Pflegende Angehörige haben die Chance, die Selbstständigkeit ihrer Liebsten zu fördern, indem sie sie motivieren, die geschwächte Seite selbst dann einzusetzen und zu trainieren, wenn eine Handlung dadurch länger dauert. «Der Zeitaufwand lohnt sich. Versuchen Sie, Geduld als eine Komponente der Pflege Ihrer Liebsten zu sehen und umzusetzen», motiviert Nadine.
Drei Tipps von Nadine für pflegende Angehörige von Personen mit Hemiplegie:
1. Nehmen Sie Hilfe an – von der Spitex, Physio- und Ergotherapie oder auch Beratungsstellen. Niemand muss alles allein leisten.
2. Fördern Sie die Selbstständigkeit des/der Betroffenen, auch wenn es länger dauert.
3. Sorgen Sie auch für sich selbst – gönnen Sie sich Pausen, Austauschgruppen und Entlastungen, damit Sie auch weiterhin unterstützen können.
Wichtigste Punkte
Hemiplegie bedeutet Einschränkung – aber nicht das Ende eines selbstbestimmten Lebens. Mit den passenden Hilfsmitteln, Geduld sowie der Unterstützung von Organisationen wie Carela und Fragile Suisse können pflegende Angehörige zusammen mit ihren Liebsten einen langfristig funktionierenden Pflegealltag bewerkstelligen.
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